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Bayerische Staatsbibliothek

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Die Bayerische Staatsbibliothek und ihre Bedeutung für die Weltkriegsforschung. Von der Weltkriegssammlung H.un.app. und anderen Beständen

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Für die Erforschung des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und der sich anschließenden Revolutionszeit (1918/19) bietet die Bayerische Staatsbibliothek außerordentlich gute Ausgangsbedingungen. Zum einen verfügt sie über eine umfangreiche Sammlung an internationaler Forschungsliteratur, die aufgrund der Sondersammelgebietszuständigkeit insbesondere mit Blick auf die Geschichte Deutschlands, Österreichs, Frankreichs, Italiens und ganz Osteuropas (einschließlich Griechenland) als so gut wie lückenlos eingeschätzt werden kann. Hierbei erwarb die Bayerische Staatsbibliothek neben deutschsprachigen Publikationen eine große Zahl ausländischer Literatur in den verbreitetsten europäischen Sprachen, vorwiegend aber aus dem angloamerikanischen, französischen und italienischen Raum.


Die Weltkriegssammlung H.un.app.

Zum anderen legte die Bayerische Staatsbibliothek ab 1914 eine der größten Kriegssammlungen im deutschen Raum an, die unter der Signatur H.un.app., Historia universalis appendix angelegt und gemäß einem klar definierten Erwerbungsprofil aufgebaut wurde. Der damalige Leiter der Weltkriegssammlung Otto Glauning definierte das Ziel folgendermaßen: "Alles irgendwie erreichbare Material über den Weltkrieg, das zur Beantwortung aller mit dem Weltkrieg im Zusammenhang stehenden Fragen der Wissenschaft und des praktischen Lebens dienen kann", sollte zusammengetragen werden. Neben gedrucktem Schrifttum wurde auch 'nicht bibliotheksfähiges' Material wie Maueranschläge, Postkarten, Brotmarken und ähnliches gesammelt und katalogisiert. Inhaltlich umfasst die Sammlung neben monographischer Literatur (darunter auch viele Akteneditionen) und Kriegserinnerungen große Mengen an grauer zeitgenössischer Literatur. Darunter fallen Reden, Aufrufe, Pamphlete und amtliches Schrifttum wie Verordnungs-, Gesetzes-, Verwaltungs- und Amtsblätter sowie Kriegszeitungen einzelner Industrieunternehmen oder verschiedener sozialer Gruppen (e.g. Soldaten/Offiziere, Kriegsgefangene, Studenten und Professoren).

Zwar ist aufgrund von Kriegsverlusten aus den 1940er Jahren die Kriegssammlung nur unvollständig erhalten, doch sind immer noch rund 37.000 Katalogeinträge vorhanden. Dies bedeutet an Bänden meist einiges mehr, da Zeitschriften und mehrbändige Werke wegen der Konversion oft nur mit der Gesamtaufnahme verzeichnet sind. Die an der Bayerischen Staatsbibliothek vorhandenen Titel der Kriegssammlung „H.un.app.“ sind lückenlos im Online-Katalog nachgewiesen, wobei sie nur zum geringen Teil mit Sacherschließung versehen sind. Dieser Zugang besteht momentan nur in Form eines Microfilmkataloges. Das Münchener Sammelprofil unterschied sich von den Sammelprofilen anderer großer Kriegssammlungen unter anderem dadurch, dass Publikationen aus der Revolutionszeit bis Januar 1920 in die Münchener Kriegssammlung aufgenommen wurden. Zudem wurde die Kriegssammlung bis 1935 — in ihr angelegte Reihen und Periodika sogar weit darüber hinaus — weitergeführt, weshalb auch zu den Friedensverhandlungen, der Kriegsschulddebatte, den sozialen Folgen des Krieges oder zur literarischen Verarbeitung des Kriegserlebnisses (Memoiren-Literatur) umfangreiche Materialien enthalten sind.


Weitere weltkriegsrelevante Signaturgruppen

Neben der Kriegssammlung und einschlägiger Forschungsliteratur verfügt die Bayerische Staatsbibliothek über weitere für die Weltkriegsforschung relevante Bestände. Als Universalbibliothek mit besonderem Versorgungsauftrag im Bereich der Geschichte und mit mehreren großen Sondersammlungen besitzt sie eine weitreichende Sammlungsvielfalt. Neben den Materialien, die bereits ab 1914 in der Kriegssammlung zusammengeführt wurden, können weitere für die Erforschung des Ersten Weltkriegs und der Revolutionszeit relevante Bestände benannt werden: So enthalten weitere Signaturgruppen — die sogenannten Altfächer — zahlreiche Titel zum Ersten Weltkrieg und seinen Nachwirkungen.

Hier sind vor allem die Militaria-Signaturen App.mil., Apparatus bellicus seu militaris; Sc.mil., Scientia militaris sowie Mil.g., Res militaris generatim mit etwa 500 Titeln zu nennen. Aber auch unter Signaturen zu einschlägigen Ländern und Regionen wie — um nur einige Beispiele anzuführen — Preußen (Bor., Historia Borrussica), Großbritannien (Brit., Historia Magnae Britanniae), Elsass-Lothringen (Als., Historia Alsatiae) oder Frankreich (Gall.sp., Historia Galliae specialis) bieten nicht zuletzt über zeitgenössische Literatur einen Zugang zum Ersten Weltkrieg. Nach diesem Muster sind auch in weiteren Ländersignaturen (e.g. Belg., Historia Belgiae; Austr., Historia Austriae; Helv., Historia Helveticae) einschlägige Titel zu erwarten. Da die Bayerische Staatsbibliothek ihre weltkriegsrelevanten Titel unter H.un.app. einordnete, enthalten andere für Geschichte einschlägige Signaturen wie H.un., Historia universalis; Chron., Chronica; Eur., Historia Europaea oder Germ.g., Historia Germaniae generalis demensprechend keine oder nur wenige Titel zur Weltkriegsgeschichte. Alle Titel der erwähnten Signaturgruppen können über den OPAC recherchiert werden.


Zeitungen und Zeitschriften

Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt 630 Zeitungen, die in die Laufzeit 1914 bis 1918 fallen, davon 300 deutscher Sprache. Von den 257 Zeitungen, die anhand der Signatur H.un.app. zum Themenkomplex "Erster Weltkrieg" ermittelt werden konnten, sind 189 in deutscher Sprache. Die Titel sind allerdings nicht immer lückenlos für den gesamten Zeitraum vorhanden, nicht zuletzt da sich teilweise nur einzelne Ausgaben in den Beständen finden. Bei einer Gesamtbetrachtung ist festzustellen, dass bei ausländischen Zeitungen ein Schwerpunkt auf osteuropäischen und hierbei insbesondere russischen Titeln liegt. Das Zeitungsdigitalisierungsprojekt digipress beinhaltet gegenwärtig nur sechs digitalisierte Zeitungen aus den Jahren 1914 bis 1919 (Bayerisches Brauer-Journal, Coburger Regierungs-Blatt, Coburger Zeitung, Münchener Stadtanzeiger, Münchener Stadtanzeiger und Münchener Ratsch-Kathl, Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg).

Im Bereich der Zeitschriften hat die Bayerische Staatsbibliothek 1.776 Titel für die genannte Laufzeit in ihrem Bestand, davon 1.208 in deutscher Sprache. Eine Recherche in der Zeitschriftendatenbank, die sämtliche fortlaufenden Sammelwerke — also insbesondere Zeitungen und Zeitschriften verzeichnet — ergab für die Jahre 1914 bis 1919 etwa 150 Titel, die in höchstens drei weiteren Bibliotheken nachgewiesen sind. Selbst wenn auch hier zu berücksichtigen ist, dass es sich um eine keineswegs lückenlose Überlieferung der jeweiligen Titel handelt, verfügt die Bayerische Staatsbibliothek somit doch über seltene Periodika. Diese sind für die geschichtswissenschaftliche Forschung umso bedeutender, als sie vorwiegend eben keine fachwissenschaftlichen Organe darstellen, sondern vielmehr Verhandlungen staatlicher Institutionen, Mitteilungen von Vereinen und Betrieben oder Nachrichten militärischer Einheiten beinhalten und somit in der Regel einen klaren Kriegsbezug aufweisen.


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